Hormonelle Dysbalance: 8 nicht zu unterschätzende Symptome

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Der Begriff "Hormonelles Ungleichgewicht" oder „hormonelle Dysbalance“ bezeichnet den Zustand, in dem die Produktion einzelner Hormone entweder erhöht oder erniedrigt ist. Viele Menschen sind hormonell unausgeglichen, ohne es überhaupt zu wissen. Vor allem Frauen sind nicht selten von einem Ungleichgewicht im Hormonhaushalt betroffen.

Wie wir in unserem vorherigen Blogbeitrag erklärt haben können hormonelle Veränderungen im Laufe des Lebens einer Frau völlig normal sein - etwa während der Pubertät, der Menstruation oder der Wechseljahre - und dennoch können bereits diese normalen Schwankungen erhebliche Auswirkungen auf den Gesundheitszustand und das Wohlbefinden einer Frau haben.

Aber wie sieht das Ganze aus im Falle einer tatsächlichen Dysbalance des Hormonhaushalts? Da Geschlechtshormone neben der Fortpflanzungs- und Sexualfunktion auch bei der Regulierung weiterer wichtiger Körperfunktionen, einschließlich Stoffwechsel, Schlaf, Wachstum und Entwicklung, sowie Stimmung und Kognition unentbehrlich sind, kann ein Ungleichgewicht eine Spannbreite von Symptomen hervorrufen.

 

1. Schlafstörungen

Schlafstörungen können verschiedene Ursachen haben. Grundsätzlich sorgt das „Schlafhormon“ Melatonin für den Wach-Schlaf-Rhythmus. Hormonelle Veränderungen in den verschiedenen Lebensphasen einer Frau können den normalen Schlafrhythmus jedoch ebenfalls beeinflussen [1]. So kann unter anderem die unzureichende Produktion von Progesteron und Östrogen zu Schlafproblemen führen. Insbesondere Frauen in der Menopause haben mit diesem Problem zu kämpfen, da die durch den niedrige Östrogenspiegel hervorgerufenen Hitzewallungen und Schweißausbrüche den nächtlichen Schlaf behindern können.

 

2. Hautprobleme

Akne, die während aber auch nach der Pubertät auftritt, ist in den meisten Fällen ebenfalls hormonell bedingt. Oft hängt das Auftreten von Pickeln mit einer übermäßigen Produktion an Androgenen zusammen. Diese Hormone, zu denen auch Testosteron zählt, sind für die Entwicklung männlicher Geschlechtsmerkmale verantwortlich, spielen jedoch auch bei der weiblichen Entwicklung eine Rolle. 

Ein erhöhter Testosteronspiegel kann so zu einer Zunahme der Talgproduktion führen, was das Wachstum von Bakterien und damit das Entstehen von Entzündungen in Form von Pickeln begünstigt. Erhöhte Mengen an androgenen Hormonen stehen zudem im Zusammenhang mit einer erhöhten Körperbehaarung bei Frauen, unter anderem im Gesicht [2, 3].

Erwachsenenakne kann in manchen Fällen auch ein Anzeichen für das Vorhandensein des polyzystischen Ovarialsyndroms (PCO oder PCOS) sein [4]. Ein hoher Prozentsatz von Frauen, bei denen PCO diagnostiziert wurde, ist zugleich von Akne betroffen, was wahrscheinlich durch den Androgenexzess hervorgerufen wird, der mit PCOS assoziiert ist.

 

3. Chronische Müdigkeit

Dieses Problem wird nicht selten durch eine verringerte Produktion an Cortisol, dem "Stresshormon", oder ein Ungleichgewicht der Schilddrüsenhormone verursacht [5]. Aber auch hohe Konzentrationen an Progesteron und Progesteron-Abkömmlingen stehen in Verdacht chronische Müdigkeit zu begünstigen [6].

 

4. Stimmungsschwankungen und Depressionen

Häufige und starke Schwankungen des Hormonspiegels während des Menstruationszyklus lösen bei Frauen nicht selten intensive, emotionale Reaktionen aus. Insbesondere der schwankende Östrogenspiegel scheint hier eine Rolle zu spielen. Oft wird in diesem Zusammenhang vom prämenstruellen Syndrom (PMS) gesprochen, einer Gruppe an Symptomen, die neben körperlichen Beschwerden wie Brust- und Kopfschmerzen auch psychische Symptome wie Reizbarkeit, Wut, Traurigkeit und Angst umfasst [7].

Sexualhormone spielen auch eine Schlüsselrolle bei der so genannten postpartalen Depression (PPD, auch Postnatale Depression), eine Form der Depression, die viele Mütter im ersten Jahr nach der Geburt betrifft. Die Ergebnisse dieser Studie deuten darauf hin, dass niedrige oder abnehmende Konzentrationen an Estradiol – eine Form von Östrogen – bei anfälligen Frauen zu depressiven Symptomen beitragen, während ein steigender Estradiolspiegel die depressiven Symptome lindern kann [8].

 

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5. Gewichtszunahme

Lebensstil, Ernährung und körperliche Aktivität haben zweifelsfrei einen enormen Einfluss auf das Körpergewicht und die Verteilung von Fettgewebe, doch auch der Hormonhaushalt spielt hier eine wichtige Rolle. Eine plötzliche, unerwartete Gewichtszunahme kann somit ein Weckruf sein.

Wie bereits erwähnt steuern bestimmte Hormone direkt oder indirekt bestimmte Stoffwechselvorgänge. Östrogen, zum Beispiel, ist bekannt für seinen Einfluss auf die Sekretion von Leptin, das Hormon, welches das Hunger- und Sättigungsgefühl reguliert [9]. Studien weisen darauf hin, dass eine erniedrigte Östrogenkonzentration zu einer verringerten Ausschüttung von Leptin führt. Die Folge: Das Sättigungsgefühl setzt verspätet ein, man nimmt mehr Nahrung zu sich und legt mit der Zeit an Gewicht in Form von Fettgewebe zu.

Frauen, die an PCOS leiden [10] und Frauen in den Wechseljahren sind ebenfalls oft aufgrund der hormonellen Veränderungen von einer Gewichtszunahme betroffen, insbesondere im Bereich des Bauches.

 

6. Migräne und Kopfschmerzen

Migräne ist eine vorwiegend weibliche Erkrankung [11], die unter anderem durch die Menstruation, Schwangerschaft und die Wechseljahre, als auch durch die Anwendung von hormonellen Verhütungsmitteln beeinflusst werden kann. Auch hier sind unter anderem schwankende Östrogenspiegels die zugrundeliegende Ursache. Das Hormon hat nämlich Studien zufolge einen Einfluss auf die Blutgefäße und den Blutdruck im Gehirn [12].

 

7. Vaginale Trockenheit

Östrogen ist am Aufbau der vaginalen Schleimhaut beteiligt. Eine abnormale Senkung des Östrogenspiegels kann somit zu signifikanten Veränderungen der Scheidenwand und der Schleimhaut führen. Zu den Symptomen dieser so genannten vulvovaginalen Atrophie (VVA) gehören vaginale Trockenheit, Brennen, Juckreiz und Fleckenbildung. All diese Manifestationen verringern die Lebensqualität erheblich und verursachen Beschwerden im sexuellen Bereich, da sie den sexuellen Akt zu einem eher schmerzhaften als angenehmen Moment machen [13]. VVA tritt vor allem in der Prämenopause und in den Wechseljahren auf, kann aber auch durch die Einnahme von hormonellen Verhütungsmitteln (wie der Pille) oder Antidepressiva hervorgerufen werden.

 

8. Verlust der Libido

Ein hormonelles Ungleichgewicht kann auch zu einer Senkung des sexuellen Verlangens führen; der Hauptverantwortliche ist auch hier wieder ein erniedrigter Östrogenspiegel. Doch auch die Testosteronkonzentration ist in diesem Kontext relevant [14]. Zwischen dem 20. und 40. Lebensjahr steigt die Produktion dieser Sexualhormone an, während in der Perimenopause und den Wechseljahren ein allmählicher Rückgang zu verzeichnen ist. Genau aus diesem Grund ist der Verlust der Libido besonders häufig – jedoch nicht ausschließlich – bei Frauen in dieser Lebensphase zu beobachten.

Viele Frauen leiden jahrelang an den Folgen eines hormonellen Ungleichgewichts, ohne zu wissen, was genau die Symptome verursacht. Frühe Anzeichen einer möglichen Dysbalance im Hormonhaushalt zu erkennen ist wichtig, um das Problem lösen und weitere mögliche Komplikationen verhindern zu können. Ein Gespräch mit einem Gynäkologen ist der erste Schritt um entscheiden zu können, welche Tests sinnvoll sind und welche Behandlung – falls nötig –  am besten geeignet ist.

 

Quellen:

  1. C Lord, et al. Sleep regulation and sex hormones exposure in men and women across adulthood. Pathol Biol (Paris), 2014
  2. S Lello, at al. Effects of two estroprogestins containing ethynilestradiol 30 mu g and drospirenone 3 mg and ethynilestradiol 30 mu g and chlormadinone 2 mg on skin and hormonal hyperandrogenic manifestations. Gynecological Endocrinology, 2008
  3. PU Giacomoni, et al. Gender-linked differences in human skin. J. Dermatol. Sci., 2009
  4. BV Gowri, et al. Correlation of skin changes with hormonal changes in polycystic ovarian syndrome: a cross-sectional study clinical study, Indian J Dermatol. 2015
  5. KN Walter, et al. Elevated thyroid stimulating hormone is associated with elevated cortisol in healthy young men and women, Thyroid Res. 2012
  6. BE Pearson, et al. Elevated levels of some neuroactive progesterone metabolites, particularly isopregnanolone, in women with chronic fatigue syndrome, Psychoneuroendocrinology, 2004
  7. KA Yonkers, et al. Premenstrual disorders. Am J Obstet Gynecol. 2018
  8. CE Schiller, et al. Reproductive steroid regulation of mood and behavior, Compr Physiol, 2016
  9. DA Ainslie, et. al. Estrogen deficiency causes central leptin insensitivity and increased hypothalamic neuropeptide Y, Int J Obes Relat Metab Disord., 2001
  10. R Azziz, et. al: The androgen excess and PCOS society criteria for the polycystic ovary syndrome: the complete task force report. Fertil. Steril., 2009
  11. RB Lipton, et. al. Migraine: epidemiology, impact, and risk factors for progression. Headache, 2005
  12. S Sacco, et. al. Migraine in women: the role of hormones and their impact on vascular diseases, J Headache Pain, 2012
  13. I Naumova, C Castelo-Branco, Current treatment options for postmenopausal vaginal atrophy, Int J Womens Health, 2018
  14. A AlAwlaqi, et. al. Role of hormones in hypoactive sexual desire disorder and current treatment, J Turk Ger Gynecol Assoc, 2017
   

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